Es begab sich, da kam ein Mädchen zum Friedhofsverwalter. Das Mädchen hatte ein großes Anliegen. Der Vater sei oft hier, und besuchte die Stätte an der die Mutter ruhte. Er könne aber nie lange bleiben, da seine Beine ein langes Stehen nicht mehr zuließen. So sagte das Mädchen zum Friedhofsverwalter, es solle an dieser Stelle eine Sitzgelegenheit aufgestellt werden! Der Vater müsse so viel Zeit bei der Mutter verbringen können wie es das Herz verlange, nicht wie die Beine es zuließen.
Mit dieser Aufgabe befasst, ging der Friedhofsverwalter grübelnd die Wege des Friedhofs auf und ab. Wo solle er denn einen Stuhl, eine Bank, ein Klotz oder ähnliches hernehmen? In Gedanken gesunken, führte ihn sein Weg in die aller hinterste Ecke des Geländes. Hier stand seit seit vielen Jahrzehnten ein hässliches Bänklein. Die Ecke war eingeklemmt zwischen wuchtigen Grabmalen, die mächtigen Bäume vom Pegnitzgrund warfen Laub und Äste über das hässliche Bänklein. Kein Besucher suchte hier Rast. Das hässliche Bänklein hatte rostige Eisenfüße, seine Holzplanken waren aufgeplatzt, und nur Moos und kleine Krabbeltiere hatten Wohnung auf dem Bänklein bezogen.
Oft fiel der Blick des hässlichen Bänkleins traurig auf die richtigen Parkbänke. Die, zu denen Menschen kamen um darauf zu sitzen. Sich auszuruhen, zu gedenken, zu beten, miteinander zu plaudern….
Als sich der Friedhofsverwalter nun in dieser hintersten Ecke des Friedhofs wiederfand und vor diesem hässlichen Bänklein stand, hatte er einen Gedanken. Warum denn nicht? Er rief die GaLa-Fee und schickte sie, um sich das hässliche Bänklein anzusehen.
Als die GaLa-Fee die hinterste Ecke samt Bänklein fand, fielen Worte wie „reizvoll“, „bezaubernd“, „charmant“. Worte die das hässliche Bänklein längst vergessen hatte.
Wild begann die GaLa-Fee zu organisieren, und mit vielen Menschen zu telefonieren.
Bauarbeiter die gerade eh auf dem Friedhof zu tun hatten, schufen eine passende Fläche ganz in der Nähe des Grabes der Mutter des Mädchens. Ein Podest wie es für eine richtige Parkbank nur angemessen sein kann.
Doch für unser hässliches Bänklein wurde es nun richtig turbulent: Männer packten es und verfrachteten es in einen Lastwagen. Nach holpriger Fahrt kam es in einer düsteren Werkstätte an. Sandstrahlen kitzelten seine Füße, Schleifpapier kratzte seine Sitzfläche, Schmirgelstaub und Lackdämpfe verpesteten die Luft. Es wurde auf eine Palette gezurrt und wieder auf die Rückreise geschickt. Zu seiner Verwunderung wurde es aber nicht wieder in die hinterste Ecke gestellt, sondern auf dem ganz neuen Fundament aus Gehwegplatten platziert. Vom neuen Platz beim großen Eingangstor überblickt es den ganzen, weiten Friedhof. Schnell bekam es viele Freunde unter den Besuchern. Die richtigen Parkbänke blicken es nun neidvoll an, wenn die Menschen sich auf der schönsten Bank des Platzes niederließen um sich auszuruhen, zu gedenken, zu beten, miteinander zu plaudern….
Und so freut sich heute der Vater über die Sitzgelegenheit in der Nähe seines Seelenortes. Das Mädchen freut sich über das gelungene Werk. Und ich glaube, die Mutter sagte: „Das habt Ihr richtig gut gemacht!“